6.2.1 I. Einleitung

Autor: Yusuf Kuhn - Fr., 13.11.2020 - 13:16

Der Schaykh al-Islām, der Hervorragende der hervorragenden Gelehrten, Taqī d-Dīn Abū l-ʿAbbās Aḥmad ibn ʿAbd al-Ḥalīm ibn ʿAbd as-Salām Ibn Taymiyya von Ḥarrān, möge Gott, der Erhabene, ihm Erbarmen erweisen, wurde gefragt:

Was sagen die Meister, die Gelehrten, die Imame der Religion über den Hadith, der mit diesem Wortlaut überliefert wird: »Das erste [Ding], das Gott erschuf, war der Intellekt. Er sagte zu ihm: ›Wende dich vorwärts‹ und er wendete sich vorwärts. Er sagte sodann zu ihm: ›Wende dich rückwärts‹ und er wendete sich rückwärts. Er sagte: ›Bei Meiner Macht! Ich habe kein Geschöpf erschaffen, das Mir kostbarer ist, als du. Durch dich nehme Ich und durch dich gebe Ich. Durch dich [kommt] der Lohn und die Strafe!‹«

Und über diesen anderen Hadith mit dem Wortlaut: »Ich war ein Schatz, unerkannt, und Ich wollte erkannt werden. Ich schuf daher die Geschöpfe, damit sie Mich erkennen. Durch Mich haben sie Mich erkannt.« [170]

Und über diesen dritten Hadith, dessen Wortlaut ist: »Gott war, und es war nichts mit Ihm. Und Er ist nun, wie Er dazumal war.«

Sind diese Hadithe authentisch oder fehlerhaft? Oder sind manche authentisch und andere fehlerhaft? Und welcher ist authentisch?1

Ibn Taymiyyas Interesse an al-Ghazālī im Bughya entspringt seiner Überzeugung, dass letzterer, wie die Ikhwān aṣ-Ṣafāʾ vor ihm, eine zentrale Rolle bei der Verbreitung des Hadith vom Intellekt und seinesgleichen als Argumente für die Vermischung von Religion und Philosophie gespielt hat und somit einen Teil der Verantwortung dafür trägt, dass ihm unter muslimischen Denkern trotz seiner Inauthentizität eine immer größere Bedeutung verliehen wurde:


1Ibn Taymiyya, Bughya, S. 169–170.