Zur Person von Wael B. Hallaq

Autor: Yusuf Kuhn -

Wael B. Hallaq ist ein palästinensischer Intellektueller, der 1955 in Nazareth geboren wurde. Zurzeit ist er Professor der Geisteswissenschaften am Institut für Mittelost-, Südasien- und Afrikastudien der Columbia University in New York (Avalon Foundation Professor in the Humanities am Department of Middle Eastern, South Asian, and African Studies). Seine langjährigen Forschungsarbeiten und zahlreichen Werke haben ihn zu einem äußerst renommierten und führenden Wissenschaftler und Gelehrten auf den Gebieten der Geschichte der islamischen Rechtstheorie (usūl al-fiqh) und des islamischen Rechts (fiqh) wie auch der islamischen Geistesgeschichte werden lassen.

Er wurde 2009 in die Liste der 500 einflussreichsten Muslime (The 500 Most Influential Muslims) des Prinz-al-Walid-bin-Talal-Zentrums für muslimisch-christliche Verständigung der Georgetown University in Washington, D.C. und des Royal Islamic Strategic Studies Centre von Jordanien aufgenommen.The 500 Most Influential Muslims ist eine jährliche Publikation, die seit 2009 erscheint und in der die einflussreichsten Muslime in der Welt aufgelistet werden. Siehe die offizielle Website The Muslim 500: https://www.themuslim500.com. Auf diversen Webseiten, wie etwa den Wikipedias in verschiedenen Sprachen, gibt es allerdings eine große Verwirrung darüber, ob er Christ oder Muslim ist. Mal wird er als Christ, mal als Muslim dargestellt. Auf unsere Nachfrage lässt er freilich erkennen, dass er sich nicht als Muslim versteht. Er betont vielmehr, dass er aus einer christlich-orthodoxen Familie stammt, die indes, wie palästinensisch-orthodoxe Christen im allgemeinen, enge Beziehungen zu Muslimen pflegt.

Wael B. Hallaq hat seit mehr als drei Jahrzehnten zahlreiche Werke, Beiträge und Artikel vornehmlich auf dem Gebiet der Geschichte des islamischen Rechts und Rechtstheorie veröffentlicht. Zu seiner langen Liste von Publikationen gehören beispielhaft folgende Titel: Ibn Taymiyya against the Greek logicians (New York, Oxford University Press, 1993; Ibn Taymiyya gegen die griechischen Logiker); A history of Islamic legal theories: an introduction to Sunnī usūl al-fiqh (New York, Cambridge University Press, 1997; Eine Geschichte der islamischen Rechtstheorien: eine Einführung in sunnī usūl al-fiqh); Authority, continuity, and change in Islamic law (New York, Cambridge University Press, 2001; Autorität, Kontinuität und Wandel im islamischen Recht); The origins and evolution of Islamic law (New York, Cambridge University Press, 2005; Die Ursprünge und Evolution des islamischen Rechts).

Die jüngsten vier Bücher, die Hallaq seit 2009 veröffentlicht hat, bilden in gewissem Sinn eine Einheit, da sie allesamt aus seiner großen Studie über die Geschichte der Scharia hervorgegangen sind und bestimmte Themen daraus weiter ausarbeiten. Dabei rückt zudem ein neuer Aspekt in den Vordergrund der Betrachtung, nämlich die Konfrontation der islamischen Kultur mit dem europäischen Kolonialismus und der westlichen Moderne. Diese Werke sind in der Reihenfolge ihres Erscheinens: Shari'a: theory, practice, transformations (New York, Cambridge University Press, 2009; Scharia: Theorie, Praxis, Transformationen); An introduction to Islamic law (New York, Cambridge University Press, 2009; Eine Einführung in das islamische Recht); The Impossible State: Islam, Politics, and Modernity's Moral Predicament (New York, Columbia University Press, 2012; Der unmögliche Staat: Islam, Politik und die moralische Misere der Modernität); Restating Orientalism: A Critique of Modern Knowledge (New York, Cambridge University Press, 2018; Erneute Darlegung des Orientalismus: Eine Kritik des modernen Wissens).

Auf der offiziellen Website der Columbia University wird er folgendermaßen vorgestellt:

Wael B. Hallaq ist ein Gelehrter des islamischen Rechts und der islamischen Geistesgeschichte. Seine Lehre und Forschung befasst sich mit den problematischen epistemischen Brüchen, die vom Ausbruch der Moderne und den von ihr subsumierten sozio-politico-historischen Kräften erzeugt wurden; mit der Geistesgeschichte des Orientalismus und den Auswirkungen des orientalistischen Paradigmas in der späteren wissenschaftlichen Forschung und den Studien des islamischen Rechts als Ganzes; und mit der synchronen und diachronen Entwicklung der islamischen Traditionen der Logik, der Rechtstheorie und des materiellen Rechts wie auch der interdependenten Systeme innerhalb dieser Traditionen. Hallaqs Schriften haben die strukturellen Dynamiken des Rechtswandels im vormodernen Recht erforscht und haben in der letzten Zeit die Zentralität der Moraltheorie für das Verstehen der Geschichte des islamischen Rechts und moderner politischer Bewegungen untersucht. […] Hallaqs Werk wurde weithin diskutiert und unter anderem ins Arabische, Hebräische, Indonesische, Italienische, Japanische, Persische und Türkische übersetzt.Siehe http://www.columbia.edu/cu/mesaas/faculty/directory/hallaq.html